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Frankreichs Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung

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Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung

Quelle: piu700 / pixelio.de

In die Tonne statt auf den Teller: Verschwendete Lebensmittel kosten nicht nur Geld. Auch Wasserverbrauch, Anbaufläche, Pestizide, stickstoffhaltiger Dünger und mehr schlagen negativ zu Buche. Dabei wird in Deutschland von Bundesland zu Bundesland verschieden mit dem Problem umgegangen. Während Baden-Württemberg zum Beispiel die Vermeidung von Lebensmittelabfällen im Abfallwirtschaftsplan stehen hat, hinken andere Bundesländer noch hinterher.

Rund 18 Millionen Tonnen und damit rund ein Drittel der deutschen Lebensmittelproduktion endet auf dem Müll. Aussortiert wird aber nicht ausschließlich im Privathaushalt. Schon auf dem Bauernhof werden Nahrungsmittel weggeworfen. Supermärkte entsorgen Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum. Auch Mensen, Imbisse und Großküchen werfen Essen weg – nur um einige Faktoren zu nennen.

Wie es anders geht, zeigt Frankreich, Heimat von Michelinsternen und Nouvelle Cuisine. Das Kulturland im Süden ist seit Jahrhunderten auch für seine gastronomischen Künste berühmt. Statt jedoch, wie woanders üblich, Berge von unregelmäßig geformtem Gemüse und Obst, unverkauften belegten Broten und mehr in Mülltonnen zu entsorgen, sind Supermärkte mit mindesten 400 Quadratmeter Ladenfläche seit fast drei Jahren gesetzlich verpflichtet, unverkaufte, aber noch genießbare Lebensmittel an Hilfsorganisationen zu spenden.

Das Ergebnis ist eine kräftige Reduzierung, was die Verschwendung von Nahrungsmitteln angeht. Pro Kopf und Jahr landen in Frankreich zwischen 20 und 30 Kilo Lebensmittel im Müll. In Deutschland sind es im Vergleich dazu pro Privatperson rund 55 Kilogramm und damit immer noch deutlich weniger als im europäischen Schnitt, der bei Privathaushalten bei rund 95 Kilogramm liegt.

Gewinner in Frankreich sind in erster Linie bedürftige Menschen, die auf die wohltätigen Tafeln, Suppenküchen und andere Hilfsorganisationen angewiesen sind. Für die Tafeln machen die gesetzlich verankerten Spenden inzwischen rund die Hälfte aller Spenden aus, mit frischeren Waren und größerer Auswahl. Mehr als die Hälfte aller Hilfesuchenden in Frankreich sind im Normalfall Arbeitslose, aber auch Rentner, Geringverdiener und Kinder sind auf die Unterstützung bei der Verpflegung angewiesen. Allein im Winter 2013/2014 rechnete die Hilfsorganisation Les Restos du Coeur (Restaurant des Herzens) mit rund einer Million Besuchern. Die Supermärkte reduzieren damit nicht nur ihren Müll und helfen Hungernden, sie können die Spenden auch steuerlich absetzen.

Im Gespräch ist seit längeren, das französische Modell auf die EU auszuweiten. Der Bedarf ist in fast allen Ländern da. Allein in Deutschland, wo 1993 die erste Tafel in Berlin gegründet wurde, gibt es inzwischen mehr als 900 Tafeln. Bis zu 1,5 Millionen Menschen werden mit Lebensmitteln versorgt, davon rund 30 Prozent Kinder und Jugendliche. Und je weniger in der Tonne landet, desto mehr kann auf die Teller kommen.


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